Lindenallee by Rohde Katrin

Lindenallee by Rohde Katrin

Autor:Rohde, Katrin [Rohde, Katrin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-08T22:00:00+00:00


Sie fuhren zu einem kleinen Zoo am Stadtrand. Unterwegs blieb Zeit, in der Paula von ihrem Gespräch mit Günther berichtete und dass sie endlich das Auto los sei.

„Das ist doch prima“, reagierte Steffen ebenso erleichtert wie Paula. „Eine Sorge weniger.“ Er sprach seine Gedanken nicht aus, wie er sich selbst geschworen hatte, dem Markus, sollte er jemals wieder Paula zu nahe kommen, eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Die Chancen standen offenbar gut, dass es nicht mehr dazu kommen sollte. Sein Ruf könnte leiden, wenn er als prügelnder Arzt bekannt werden würde. Unwillkürlich grinste er über die Vorstellung.

Er stellte den Wagen auf dem kleinen Parkplatz des Zoos ab. Kopfschüttelnd stieg Paula aus und ging um das Auto herum.

„Was ist?“ Steffen achtete stets auf Paula und ihre Geste war ihm nicht entgangen.

„Du brauchst mit deinem Schlachtschiff zwei Parkplätze, das ist unglaublich.“

„Das siehst du falsch, die Parkplätze sind einfach zu klein. Mein Auto kann nichts dafür“, erwiderte er gelassen.

Kira spurtete bereits in Richtung Eingang. „Kommt doch, ich will mir die Waschbären ansehen.“

„Na dann wollen wir mal. Ich war schon ewig nicht mehr in einem Zoo.“ Steffen schloss den Wagen ab und folgte mit Paula an der Seite. Kira stand ungeduldig hüpfend vor der Kasse und wedelte mit der Hand, damit die Erwachsenen schneller gingen.

„Zwei Erwachsene und ein Kind bitte“, sagte Paula zu dem Kassierer.

„Die Familienkarte ist günstiger und es gibt für die Erwachsenen einen Kaffee gratis“, schlug der freundliche Mann in dem Kassenhäuschen vor.

„Gut“, antwortete Paula.

„He, eigentlich wollte ich doch zahlen“, beschwerte sich Steffen halbherzig.

„Ich nehme nachher gerne ein Stück Kuchen zu dem Gratis-Kaffee, oder auch zwei. Dann darfst du gerne zahlen.“

„Abgemacht.“ Steffen drehte sich suchend um. „Wo ist Kira?“

Paula zeigte in Richtung eines Tiergeheges. „Da hinten bei den Waschbären. Wir sollten noch etwas Futter kaufen.“

Mit der Futtertüte näherten sie sich Kira, die über dem Zaun hing und begeistert die Waschbären beobachtete. Ein dicker Waschbär reckte das niedliche Gesicht in die Höhe und schien das Futter bereits zu riechen.

„Hier mein Engel, gib ihm etwas.“ Steffen reichte seiner Tochter die Tüte. Belustigt beobachteten die drei, wie der dicke Waschbär das Futter verspeiste und weitere Tiere angelockt wurden, die begannen, sich um das Futter zu balgen.

Ein Betrachter von außen hätte vermuten können, dass es sich um eine glückliche Familie handelte, die einen Zoobesuch machte. Paula fühlte sich in ihrer Rolle als „Mutter“ sehr wohl. Sie wusste Kira war nicht ihr Kind, aber so hatte sie sich ihr Leben vorgestellt, mit Mann und Kind oder Kindern. Ihr Herz wurde schwer, sie haderte mit ihrem Schicksal, vielleicht nie eine eigene Familie zu haben, bis Kira ihre Hand ergriff und sie mit zu den Tigern zog. Kira entfernte sie von den schlechten Gedanken, die sie in manchen Momenten unvermittelt plagten.

Sie wurde abgelenkt durch flinke Äffchen, die wild und laut schreiend in ihren Käfigen umher sprangen, sie entdeckten die grazilen Geparden in ihrem großen unübersichtlichen Gehege und wurden auf der Streichelwiese von den gierigen Ziegen fast umgestoßen, die ihnen das Futter aus der Hand rissen. Nach der Runde im Zoo ließen sich Steffen und Paula pflasterfaul auf den Stühlen des Cafés nieder.



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